Foto: Anette Kisling

Preisträger BDA PREIS BERLIN 2009

Frische Paradies

Berlin

Foto: Anette Kisling

Frische Paradies

Berlin
Projekt
Frische Paradies
Architekt
ROBERTNEUN TM
Bauherr
Frische Paradies Lindenberg GMBH & Co. KG

Das Gebäude liegt im Stadtentwicklungsgebiet des ehemaligen Schlachthofs am östlichen S-Bahn-Ring. Das Gewerbegebiet wird durch unauffällige Zweckbauten von Lebensmittel-, Getränke- und Möbelmärkten geprägt. Die unbehandelte Holzverkleidung des aufgeständerten Obergeschosses wurde durch „Europaletten“ inspiriert, die in den Betriebsabläufen im Gebäude eine prägende Rolle spielen. Im offenen Erdgeschoss sind die Markt-, Kommissionierungs-, Liefer- und Lagerbereiche untergebracht. Im Obergeschoss befinden sich neben den Arbeitsbereichen der Verwaltung und Kommissionierung auch Lager- und Nebenräume. Auf die Herstellung von Blickbeziehungen wurde sowohl innerhalb als auch zwischen den Geschossen großer Wert gelegt. Der auskragende „Dachkörper“ wird entlang der Fassaden auf V-förmigen Stützen aufgesetzt, im Erdgeschoss wird das Tragwerk von eingestellten Wänden verdeckt. Als Corporate Architecture soll das Gebäude einerseits das Unternehmen darstellen, andererseits die angebotenen Waren in ansprechender Form präsentieren. Dabei arbeiteten die Architekten mit dem Ziel, übliche Gewerbebau-Budgets nicht zu überschreiten sowie durch die geschickte Verknüpfung von Räumen und den Einsatz einfacher Materialien einen Mehrwert zu erzeugen.

Bericht der Jury: Die Intention der Architekten, alltägliche Einkaufsmarkt und Gewerbearchitektur über den Zweckbau hinaus zu entwickeln und dabei qualitätvolle Gestaltung bis ins Detail umzusetzen, ist gelungen.
Der Qualitätsanspruch wird so nicht nur im Warenangebot sondern auch im Gebäude selbst deutlich und führt zu einem in Deutschland ungewöhnlich hohen Gesamtprodukt im gewerblichen Lebensmittelbereich. Dass hierbei die im gewerblichen Bereich üblichen Budgets eingehalten wurden, ist ebenso ungewöhnlich.
Die Planer gewinnen einerseits aus der Anordnung und Verknüpfung der verschiedenen Funktionen räumliche Qualitäten, andererseits durch die Verwendung und Veredlung von industriellen Materialien wie Blech, Aluminium, Holz oder Asphalt eine anspruchsvolle Gestaltung.
Als überzeugend beurteilt die Jury neben der wertigen Anmutung und bemerkenswerten Detailqualität insbesondere auch die funktionale und räumliche Gesamtdisposition. Organisation und Zonierung aller Bereich sind selbstverständlich und klar, dabei aber nicht langweilig.
Das Motiv des über die Asphaltfläche schwebenden Holzdaches, quasi als großmaßstäbliche Übersetzung einer art „corporate icon“, der „Holzpalette“, setzt sich auch im Inneren des Erdgeschosses fort. Die gesamte Unterseite des Daches ist hier ebenfalls in Holz ausgeführt. Es ermöglicht zudem wettergeschütztes Beladen der Kundenfahrzeuge. Die entwurfliche Berücksichtigung logistischer und lebensmittelhygienischer Anforderungen des Kommissionierungs- und Einzelhandelsbetriebes erforderte eine ungewöhnlich intensive Auseinandersetzung zwischen Bauherr und Architekten.
Als zentraler Raum wird die Kommissionierungshalle zum funktionalen Verteilerraum, zugleich aber auch zum Hintergrundbild für den Marktraum. Die Raumhöhe nimmt beide Geschosse ein, wodurch sich direkte Sichtbezüge von den Büros im Obergeschoss zum Treiben in der Halle ermöglicht. So entsteht nicht nur Transparenz, sondern auch eine Form betrieblicher Identität zwischen Büro- Lager- und Verkaufspersonal. Das Bauwerk bekommt insofern eine Vorbild- und Leitfunktion für den Gewerbebau und setzt einen positiven Gegenpol zu seinem anonymen und mediokren Umfeld.

Preisträger

BDA PREIS BERLIN 2009 – Auszeichnung